Stehender Applaus
Das Kindermusical "Abgeschoben und doch geliebt" begeisterte Publikum
Gleich zwei Mal hintereinander gab es am dritten Adventswochenende im Jugend- und Kulturzentrum Kultopia in Hagen das Kindermusical "Abgeschoben und doch geliebt" zu sehen. Gespielt und gesungen von 27 Kindern, die sich zum größten Teil zwei Monate vorher noch nicht einmal kannten. "Wir wollen mit diesen Geschichten aus der Bibel zeigen, wie aktuell die Schicksale der Kinder, um die es geht, auch heute noch sind", sagte Drehbuchautor und Regisseur Gandhi Chahine in seiner Begrüßung. Konkret erwähnte er die aktuelle Situation vieler nach Deutschland gekommener Flüchtlingskinder.
Biblische Kindermusicals sind zurzeit sehr beliebt. Unterhaltsam, verständlich und ansprechend bringen sie den spielenden Kindern und auch den Zuschauern biblische Personen nahe. In den schauspierisch und musikalisch erzählten Geschichten geht es jedoch überwiegend um Erwachsene. Und die Musicals werden auch von Erwachsenen geschrieben und inszeniert.
Gandhi Chahine und Matthias Hoof, die die Idee zu dem Kindermusical schon vor zwei Jahren hatten, sind einen anderen Weg gegangen. Sie haben bewusst biblische Geschichten ausgesucht, die nicht nur von Kindern handeln, sondern in denen Kinder auch die Hauptrolle spielen. Etwa der Junge Ismael, der mit seiner Mutter Hagar von seinem eigenen Vater Abraham in die Wüste geschickt wird, weil sich seine Frau Sarah und seine Magd Hagar nicht mehr verstanden haben. Unter normalen Umständen wären die beiden dem sicheren Tod ausgeliefert gewesen. Aber auf wundersame Weise rettet Gott Ismael und seine Mutter. Noch heute berufen sich viele Muslime auf Ismael als ihren Stammvater.
Alle fünf gespielten Szenen wurden im Rahmen einer Projektwoche gemeinsam mit den Kindern erarbeitet. Diese haben teilweise selbst die Dialoge geschrieben und die Handlungsabläufe entwickelt. "Es ist ein Musical von Kindern, über Kinder, gespielt und gesungen von Kindern, für Erwachsene und Kinder", fasste Matthias Hoof, Theologischer Referent bei der eSw das außergewöhnliche Vorgehen bei diesem Projekt, das vom Land Nordrhein-Westfalen und vom Bundesverband für Kulturarbeit in der Evangelischen Jugend gefördert worden ist, zusammen.
Auch in den anderen gespielten Geschichten geht es um Mädchen und Jungen, die eine schwere Kindheit hatten und die doch ihren Weg ins Leben gefunden haben. Dabei hatten Kinder in den Zeiten des Alten und Neuen Testamentes im Grunde gar keine Rechte und kein Ansehen. Auch das machen die Szenen deutlich, in denen die Kinder in zeitgemäßen Kostümen ihre Rollen spielen. Die Kostüme wurden von einer Mutter und einer Großmutter in liebevoller und aufwändiger Arbeit angefertigt.
Dass Gott einen anderen Blick auf die Kinder hat und dass es Jesus war, der ihnen zum ersten Mal Aufmerksamkeit und Wertschätzung gegeben hat, kommt in allen Szenen zum Ausdruck. Die gemeinsame Botschaft aller dieser Geschichten verdichtet sich in der Schlussszene, in der Jesus ein Kind, hier namens Thomas, in die Mitte von Erwachsenen stellt. Dabei betont er, dass er selbst ein Herz für Kinder hat. Die Botschaft lautet schlicht: Gott liebt alle Kinder. Er meint es gut mit ihnen.
Mit dem der Szene folgenden Song "Trau dich, wieder ein Kind zu sein!" sangen die beteiligten Kinder diese Botschaft in die Ohren der anwesenden Erwachsenen. Und haben damit sichert auch deren Herzen erreicht, denn viele der Zuschauerinnen und Zuschauer waren zwischenzeitlich den Tränen nahe. Erst recht als am Ende alle 27 Kinder mit den beiden Leitern Chahine und Hoof und ihren Betreuern auf der Bühne standen und das Lied "Schau ins Licht" vortrugen.
Stehenden Applaus über mehrere Minuten gab es am Ende an beiden Abenden von einem begeisterten und gerührten Publikum. Manche Eltern ließen es sich nicht nehmen, sich gleich beide Aufführungen anzuschauen. Und nahmen anschließend ihre Kinder froh und herzlich in den Arm. Man sieht: Die Botschaft des Musicals ist angekommen.
Wer beide Aufführungen verpasst hat, hat im Januar noch einmal die Möglichkeit, das Musical zu sehen und zu erleben. Der Termin wird rechtzeitig bekanntgegeben.